Wieder haben wir sowohl in unserem Kinderheim in Nepal als auch in Deutschland mit den inzwischen hier lebenden Nepali Weihnachten gefeiert. Das macht Sinn, weil selbst im Land der Hindus der 25. Dezember ein schulfreier Tag ist. Unsere Kinder und Jugendliche sollen erfahren und erleben, was dieses Fest in der christlichen Welt bedeutet. Sie sollen Respekt und Toleranz gegenüber einer anderen Religion entwickeln.
Dieses Jahr war Familie Franz zu Weihnachten in Nepal, um Tochter Caroline zu besuchen, die bei uns gerade ein Praktikum macht. Hier ist ihr Bericht:
„Unsere Tochter bzw. Schwester Caroline unterstützt seit Mitte Oktober 2024 das Kinderheim „Self Help Nepal“ als Volontärin, deshalb verbrachten wir die Weihnachtsfeiertage zusammen in Kathmandu. Obwohl etwa 80% der nepalesischen Bevölkerung Hindus sind und Christen nur eine sehr kleine Minderheit darstellen, haben die Schüler am 25. Dezember schulfrei. So versammelten sich bereits mittags alle Kinder sowie die Hausangestellten bei strahlendem Sonnenschein im Hof. Dem Anlass entsprechend trugen sie entweder eine rote Weihnachtsmütze oder ein Rentiergeweih auf dem Kopf. In den folgenden zwei Stunden wurde uns viel geboten: die Jüngsten tanzten zu „Jingle Bells“, die Mädchen präsentierten verschiedene traditionelle Tänze, und die Jungs zeigten Choreografien zu moderner Musik. Unter Anleitung der Volontäre wurde sogar ein Krippenspiel aufgeführt. Sowohl Tanzende als auch Zuschauer waren mit großer Begeisterung dabei und hatten sehr viel Spaß. Und dann kam doch tatsächlich der Weihnachtsmann im Schneegestöber um die Ecke und verteilte Süßigkeiten an alle, bevor es vom Dach noch Bonbons regnete. So gestärkt wurde anschließend unter lauten Anfeuerungsrufen die nepalesische Version von Topfschlagen gespielt und beim Tauziehen wurden mit vollem Einsatz die Kräfte gemessen. Zum Abschluss gab es für jeden einen Schokoladen-Lolli und Socken sowie ein leckeres Abendessen.
Wir haben den fröhlichen Nachmittag im „Haus der Hoffnung“ sehr genossen und wünschen allen Bewohnern viel Glück und Gesundheit für 2025.“
Ruth, Mareike und Caroline Franz
Mit drei arbeitsfreien Tagen zu Weihnachten bietet sich im vom Christentum geprägten Deutschland das Feiern dieses Festes geradezu an. Wer unter den Jugendlichen des Vereins in keiner Gast- oder ehemaligen Patenfamilie eingeladen war oder wer teilweise Dienst im Krankenhaus hatte und damit nicht verreisen konnte, traf sich mit Ellen Dietrich in Schwäbisch Gmünd zum Feiern.
„So kamen am Heiligen Abend zwölf Jugendliche mit mir zusammen ins ortsansässige nepalesische und nur für uns geöffnete Lokal, wo wir zunächst das nepalesische Nationalgericht „Dal Bhat“ verspeisten. Ich staune immer aufs Neue über die Begeisterung, mit der Nepalesen ihr alltäglich gewohntes Essen - zur Feier des Tages mit Hähnchenfleisch angereichert - verzehren, wie wenig Abwechslung sie bei ihrem Essen brauchen, um glücklich und zufrieden zu sein. In Vorfreude darauf hatten sie während des Tages kaum etwas zu sich genommen.
So gestärkt lasen wir bei Kerzenschein in verteilten Rollen die Weihnachtsgeschichte in einfacher Sprache. Wir lauschten dem „Jauchzet, frohlocket“ aus Bachs Weihnachtsoratorium, versuchten uns an ein paar Weihnachtsliedern und machten ein Weihnachtsquiz, das die Jugendlichen für sich so korrigierten, wie in Nepal Klassenarbeiten korrigiert werden. Gewisse Muster scheinen wir für ein ganzes Leben in uns angelegt zu haben, dachte ich. Ein Raten von internationalen Melodien schloss den alle befriedigenden Abend ab. Am 1. Weihnachtsfeiertag gab es dann für alle ein typisch deutsches Weihnachtsmenu.“
Ellen Dietrich
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