· 

Corona Zeiten in unseren Häusern

Im Zuge der Corona Pandemie finden wir uns ständig in Situationen wieder, die wir so noch gar nicht kannten. Wir müssen Masken tragen, Abstand halten oder von zu Hause arbeiten. Für unser nepalesisches Personal kam es ebenfalls zu einem Novum – zum ersten Mal seit vielen Jahren sind keine deutschen Praktikant*innen vor Ort. 

Wie Ihnen vielleicht bekannt ist, besteht unsere Organisation aus zwei eingetragenen Vereinen. Einem in Deutschland und einem in Nepal. Während der deutsche Verein „Haus der Hoffnung“ die finanziellen Mittel einwirbt, kümmert sich der nepalesische Verein „Self Help Nepal“ um die operative Umsetzung der Arbeit mit den Kindern. Normalerweise sind die Grenzen dazwischen fließend, da sowohl immer deutsche Praktikant*innen in Nepal sind als auch die Vereinsvorsitzende Ellen Dietrich mehrmals im Jahr nach Nepal fliegt. Nun muss das nepalesische Personal die Kinder den ganzen Tag beschäftigen, denn noch immer sind die Schulen geschlossen – und das ohne die Hilfe deutscher Volunteers, die sich sonst um die Freizeitaktivitäten kümmerten. 

Heute möchten wir Ihnen einen Einblick in die Bemühungen unseres Personals geben, den Kindern während des Lockdowns einen alltäglichen Rhythmus zu bieten. Außerdem ist es uns trotz der Distanz nach Nepal gelungen, ein paar Aktionen für die Kinder von Deutschland aus zu organisieren, von welchen wir Ihnen ebenfalls berichten möchten. 

Obwohl die Schulen geschlossen sind, haben die Kinder weiterhin täglich die gewohnte Study Time. Die großen Jungs und Mädchen lernen gleich drei Mal täglich, die jüngeren Kinder zwei Mal. In diesen Lernzeiten werden die Kinder auf das neue Schuljahr vorbereitet.

In beiden Häusern findet außerdem täglich Tanzunterricht statt. Dabei übernehmen jeweils ältere Kinder den Job des Tanzlehrers bzw. der Tanzlehrerin für eine Gruppe jüngerer Kinder. Auch der große Sportplatz im Haus der Jungs wird täglich genutzt. Die Jungs spielen dort oft Volleyball oder Fußball, die kleineren Kinder verschiedene Spiele. Die großen Mädchen kommen zwei Mal pro Woche rüber, um Fußball zu spielen. 

Die restliche Zeit wird mit Gesellschaftsspielen, Singen oder Filmschauen gefüllt. Die älteren Jungs dürfen nach zwei Lerneinheiten eine Stunde mit Ben, einem ehemaligen Volunteer, fernsehen.

Wie Sie sehen, wurde trotz des Stillstandes im Land eine Alltagsstruktur für die Kinder aufrechterhalten. Selbst die Samstage fungieren noch als freie Tage, an welchen keine Lernzeiten stattfinden. So bleibt für die Kinder ein wenig Normalität in diesen außergewöhnlichen Zeiten.

Nachdem der Lockdown in Nepal ein paar Wochen vorangeschritten war, regte sich auch im Kreise ehemaliger Praktikant*innen der Wille, die Kinder digital aus Deutschland zu unterstützen. Gestartet wurde mit Diashows alter Fotos von den Kids, die via Skype mit geteiltem Bildschirm den Kindern präsentiert wurden. Trotz wackeliger Internetverbindung war dies ein Erfolg. Die Kinder freuen sich immer sehr über alte Fotos von sich – schließlich haben sie keine eigenen Handys und sind sich der Bilder oft gar nicht mehr bewusst. 

Auch entschlossen wir uns dazu, den Kindern ein wenig von Deutschland zu zeigen. So nahmen insgesamt 8 ehemalige Praktikant*innen Videos auf, in welchen sie ihre Region und ihren Wohnort den Kindern präsentierten. Aus Nepal wurde uns berichtet, dass die Kinder sich über diese Videos sehr gefreut haben. Weitere Videos sollen noch folgen.

Da die Möglichkeiten digitalen Programms allerdings begrenzt sind und auch die Internetverbindung der Häuser nicht die Beste ist, kam eine neue Idee auf, mit der wir die Kinder besser unterstützen könnten. Um möglichst nachhaltig Wirkung zu erzielen, beschlossen wir, Geld zusammenzulegen, mit dem die nepalesische Hausleitung Gesellschaftsspiele für die Kinder kaufen kann.

Mit insgesamt 300€ von ehemaligen Praktikant*innen konnte vor Ort kräftig eingekauft werden und die Kinder erfreuen sich seit ein paar Wochen an einer größeren Auswahl Spiele, mit welchen sie sich die Zeit vertreiben können. 

Doch nicht nur das nepalesische Personal und die deutsche Seite des Vereins sind aktiv geworden. Auch die Kinder selbst haben die Zeit genutzt, um sich künstlerisch auszuleben. In Eigenregie haben die älteren Jungs und Mädchen Tanzvideos gedreht, mit selbstständig ausgearbeiteten Choreographien. Das Ergebnis können Sie sich hier ansehen:


Nach vier Monaten ohne Schule ist eine Öffnung sämtlicher Bildungseinrichtungen noch nicht in Sicht. Dafür sind die Zahlen aktiver Corona Fälle in Nepal noch immer zu hoch. Auch wissen wir nicht, ab wann wieder Praktikant*innen nach Nepal fliegen können, um die Hausleitungen in ihrer Arbeit zu entlasten. Frühestens wird dies ab nächstem Februar wieder möglich sein. Wir sind aber zuversichtlich, dass das nepalesische Personal auch weiterhin eine Routine und einen Alltag für die Kinder aufrechterhalten wird, der das Lernen und Spielen weiter fördert. 

Mathis Rauland

Kommentar schreiben

Kommentare: 0