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Highlights aus drei Monaten in Nepal

Angst vor dem Zahnarzt? Das kennen unsere Kinder nicht. Zu unseren Ritualen im März gehört der Besuch der Zahnstation im Sushma Koraila Hospital in Sanku. Wir gehen dort zu „unserem“ Zahnarzt Manu Sabri. Für seinen jährlichen dreiwöchigen Freiwilligendienst lässt Manu seine Praxis in Berlin hinter sich und ist für die Armen in Nepal da, um deren Zähne zu behandeln.

 

Vor Jahren schon lernten wir uns kennen, als ich zu unserem jährlichen Zahncheck mit den Kindern nach Sanku fuhr. Wir tauschten bald unsere E-Mail-Adressen aus, damit wir den Besuch abstimmen konnten. Manu ist ein besonderer Zahnarzt, der es sehr gut mit Kindern kann, der es versteht, ihnen die Angst vor dem Zahnarzt zu nehmen und der sie mit viel Geduld und Einfühlungsvermögen behandelt. Um ein ängstliches Kind zu beruhigen, lässt er es bei einem anderen Kind zuschauen, wie dessen Zähne kontrolliert werden. Wenn es trotzdem einem Kind auf dem Stuhl mulmig wird, kann es gehen und später noch einmal kommen. Er lässt Spritzen lang genug einwirken, damit die Kinder keine oder kaum Schmerzen empfinden, wenn mal gebohrt oder ein Zahn gezogen werden muss. Kurzum, er nimmt sich einfach unendlich viel Zeit für die Behandlung unserer Kinder. Auch unser Personal ist bei ihm in guten Händen, denn nur Zahn-gesunde Menschen können voll arbeiten. 

Seit Jahren schon übernimmt Manu Sabri für unsere ständig wachsende Kinderschar die Kosten für die Busse von Kathmandu nach Sanku und zurück. Er bezahlt das sehr schmackhafte Dal Bhat in der Krankenhauskantine sowie die Kosten für Füllungen und

Zahnextrakte. Das ist wahrlich kein Pappenstiel bei mehr als 200 Personen. Die Kontrollen werden erst gar nicht berechnet. 

 

Damit das Gebiss unserer aus ärmlichen Familien kommenden Kinder genau so schön aussieht wie das ihrer Altersgenossen im westlichen Ausland, übernimmt Manu seit zwei Jahren darüberhinaus die Kosten für notwendige Kieferregulierungen mit Zahnspangen. Schon neun Jugendliche kamen in diesen begehrten Genuss. Ist das nicht ein phantastischer Service?

 

Wir können dir, lieber Manu, nur ein einfaches „Dankeschön“ sagen und freuen uns schon auf unser Wiedersehen im nächsten Jahr.

Mit dem Klassenarbeitsmarathon endet das Schuljahr Mitte April. Dabei wird acht Tage lang jeden Tag eine Klassenarbeit in einem Fach geschrieben.

In den darauf folgenden zweiwöchigen Ferien wollten zum ersten Mal drei Viertel unserer Kinder in ihr Dorf oder zu Verwandten im Kathmandutal fahren. Gerne erfüllten wir ihnen diesen Wunsch, denn wir wollen sie ja nicht ihren Angehörigen entfremden, sondern die Familienbande so gut wie möglich stärken, was auch im Sinne der nepalesischen Regierung ist.

Nur solche Kinder blieben bei uns, die keine Angehörigen haben oder die von diesen nicht erwünscht sind, was furchtbar bitter für diese Kinder ist.

 

Und dann konnte noch die Gruppe der Kinder nicht reisen, die so weit weg wohnen, dass sie pro Fahrstrecke zwei Tage brauchen würden. Der Aufenthalt zu Hause würde in keinem Verhältnis zur Reisezeit stehen. Für sie hatten wir ein kleines, auf das jeweilige Alter abgestimmte Freizeitprogramm mit Klettern, Besuch im Zoo oder in einem kleinen Vergnügungspark veranstaltet.

Während der Ferien haben die Mitarbeiterinnen im Kindergarten zusammen mit einigen großen Mädchen die Hofwände durch Malereien verschönert. Von Lehrreichem in Nepalesisch und Englisch über Götterbilder bis hin zu bekannten Comicfiguren reichen die Bilder. 

Für den achtköpfigen Lehrkörper an unserer Grundschule fand eine viertägige Lehrerfortbildung zum Englischen sowie in Methodik und Didaktik statt. 

Die positiven Auswirkungen haben wir dann bei unserem sehr schönen Parents’ Day für Kita und Grundschule gesehen, auf dem die Kinder gesungen, getanzt und Unterrichtssequenzen dargeboten haben.

 

(Vor)tanzen war an vielen Tagen angesagt. Nepal ist ein Land, in dem - immer schön getrennt nach Geschlechtern - in jedem Alter viel getanzt wird. Die jüngeren Kinder beiderlei Geschlechts sowie die Mädchen jeden Alters lernen die klassischen nepalesischen Tänze. Besonders schön und anmutig wirken diese in den zum jeweiligen Tanz passenden ethnischen Kostümen, die wir zum ersten Mal nicht für teures Geld leihen mussten, sondern dank einer großzügigen Spende der Josefskuraten aus Herrenberg, die diese beim Stadtlauf 2024 erlaufen hatten, sowie einer privaten Spende einer Besucherin anschaffen konnten. Unsere jungen Männer zeigen auf recht hohem Niveau eher Breakdancing, das man in normaler Straßenkleidung tanzen kann. 

 

Im wahrsten Sinne des Wortes haben dieses Jahr unsere Kinder und Jugendlichen auf drei Hochzeiten vorgetanzt.

Immer haben wir unsere zahlreichen Besucher mit Tänzen empfangen und sie meistens anschließend ins Tanzen einbezogen. Ein befreundetes amerikanisches Ehepaar, sehr gute Rock’nRoll-Hobbytänzer, hat sich mit seiner Kunst revanchiert. Nun versuchen sich vor allem unsere Mädchen daran. Warum nicht?

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Rock n' Roll
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Außer dem Nationalgericht Dal Bhat essen unsere Kinder am liebsten Momos. Das sind kleine entweder vegetarische oder mit Fleisch (vorwiegend Hühnchen) gefüllte Teigtaschen, die an Ravioli oder kleine Maultaschen erinnern und über Wasserdampf gegart werden. Drei Besucherinnen spendierten im März eine Momoparty, bei der unser gut 200 Personen großer Haushalt knapp 6000 Momos verzehrte. Ursprünglich vorgesehen waren 4500. Heranwachsende Jungs haben mir bei der zweiten Momoparty (anlässlich meines Geburtstags) auf Nachfragen verraten, dass sie zwischen 60 und 120 Momos verspeist hatten. Keiner übergab sich in der Nacht oder wurde krank. Zum Glück haben wir einen großen Momo-Steamer, der auf einmal 500 Momos fasst. 

Das allergrößte Highlight war jedoch die Geburt von Anushree am 22.02.2025, zweite Tochter von Sharmila (Saru) und Laxman Poudel. Jetzt fand schon die „rice feeding ceremony“ statt, was bedeutet, dass das Kind nicht mehr nur von Muttermilch lebt, sondern auch andere Nahrung zu sich nimmt. 

Ellen Dietrich


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