Trotz des Adventskalenders bestehend aus Fotos der Kinder, die wir Praktikanten im Dezember täglich aufgehängt hatten, stand Weihnachten dann ganz plötzlich vor der Tür. Heiligabend verstrich zwar in ganz Nepal und so auch in den Häusern der Hoffnung recht unbeachtet, dafür durfte sich jedes Kind gleich am Morgen des 25. Dezembers über einen kleinen, persönlich gestalteten Brief von uns Praktikanten freuen, den es zusammen mit einem darauf geklebten Bonbon gab.
If The Kids Are United, They Will Never Be Divided!
Diesen Spruch gestalteten wir als zusätzliche Weihnachtsüberraschung aus großen Buchstaben in Kombination mit einer Collage. Da sich die Kinder unter Weihnachten nicht viel vorstellen können, sollte der Spruch „If The Kids Are United, They Will Never Be Divided!“ ihnen auf simple Weise aufzeigen, dass es an Weihnachten nicht um die Geschenke, sondern um die Familie und um den Zusammenhalt geht. Für unsere Kinder ist der Begriff der Familie allerdings etwas komplizierter als für uns. Denn ihre leibliche Familie wohnt meistens in einem weit entfernten Dorf, weshalb sie sie nur einmal jährlich [an Dashain Anm. d. Red.] sehen – wenn überhaupt. Darum sollte der Spruch auch darauf verweisen, dass die Kinder für sich selbst untereinander eine Familie darstellen. Volunteers und Angestellte (zumindest in diesem Jahr [siehe Rundbrief Nr. 43 Anm. d. Red.]) kommen und gehen – aber die Kinder verbringen fast jeden Tag ihrer gesamten Kindheit miteinander. Sie selbst sind die einzige Konstante, die sie in ihrer Kindheit wirklich haben. Daher wollten wir ihnen dieses Motto an die Hand geben: Wenn ihr zusammensteht, dann seid ihr eine starke Einheit und eine Familie!
So unterschiedlich Weihnachten auch überall auf der Welt gefeiert wird, das Gemeinschaftliche konnten wir Praktikanten auch in Nepal erleben. Die Kinder aller Häuser – ob klein oder groß, Mädchen oder Junge, in der Schule oder im College – versammelten sich am Vormittag und trugen zu dem gemeinsamen Weihnachtsprogramm bei. Es wurde ein kleines Video gezeigt, was den Kindern die christliche Weihnachtsgeschichte näherbringen sollte. Außerdem durften sowohl die Kleineren, als auch jeweils die älteren Jungen und Mädchen, mit zuvor einstudierten Choreografien ihre Tanzkünste zum Besten geben.
Für die Kleinen war wohl der Besuch des Weihnachtsmanns – Vater der Familie Nader - der Höhepunkt des Tages. Aufgeregt wurde ihm am weißen Bart gezogen und auf den Schoß geklettert. Die amerikanische Familie Nader hatte in der Vergangenheit bereits das Kinderheim durch Spenden unterstützt und verteilte nun bei ihrem Besuch am Weihnachtsfeiertag Saftpäckchen für alle Kinder.
Da auch Gebäck und Süßes an Weihnachten selbstverständlich nicht fehlen darf, waren wir am Tag zuvor fleißig dabei gewesen über 200 Tütchen mit kleinen Rittersport-Schokoladen, verschiedenen Keksen, Toffee-Bonbons und Gummibärchen für alle Kinder und das nepalesische Personal abzupacken. Begeistert von einer solchen kulinarischen Besonderheit, konnte man Klein und Groß beim Genießen der Leckereien beobachten.
„Merry Christmas and a Happy New Year 2020 – Self Help Nepal“ stand zum krönenden Abschluss in gemalten Lettern auf einem Stoffbanner, was mithilfe von bunten Heliumballons in den Himmel geschickt wurde und für einen feierlichen Ausklang der Weihnachtsfeier sorgte.
Finia Jensen und Mathis Rauland
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