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Pia Beeck #meroNepal

Gebetsfahnen die im Wind, rund um buddhistische sowie hinduistische Tempel- und Klosteranlagen flattern und am Horizont die majestätisch anmutenden schneebedeckten Gipfel des Himalaya. So oder zumindest so ähnlich lassen sich wahrscheinlich die allgemeinen Assoziationen zu Nepal zusammenfassen, zumindest bis man das erste Mal selbst dort war und entdeckt was sich da noch so alles verbirgt. Pia teilt in ihrem #meroNepal Interview genau diese zwei Blickwinkel mit Ihnen. Also was sie vor ihrer Reise mit Nepal verbunden hat und was sie jetzt, nach Ende ihres sechseinhalb monatigen Praktikum bei uns, mit diesem Land assoziiert. 

Sie kennen unsere Reihe #meroNepal noch nicht? Dann lohnt sich vielleicht ein Blick in unseren Vorstellungsbeitrag in dem wir alle Fragen rund um die Reihe beantworten.

Pia Beeck #meroNepal

Stell dich mal vor...

Hallo, ich bin Pia, wohne in Stuttgart und war nach dem Abitur von September 2018 bis März 2019 in Nepal.

Wie lange bist du schon zurück? Hast du dich wieder eingelebt?

Seit meiner Ankunft sind schon ein paar Tage vergangen – in denen ich zuerst dachte, dass das meiste in Deutschland gleichgeblieben ist … sich dann aber doch die eine oder andere Sache verändert hat.

Warst du davor schon in Nepal?

Nein – erstes Mal Asien, erstes Mal Nepal.

An welche Momente während deiner Zeit in Nepal erinnerst Du dich am liebsten zurück? 

Es gibt ja so viele kostbare Momente. Am meisten erlebt man die einprägsamen Momente allerdings in der Studytime, in der man den Erfolg bei gelösten Problemen, tiefgründige Gespräche oder lustige Situationen direkt am einzelnen Kind mitbekommt und miterlebt.

 

Es gab einige Situationen, in denen man fast die Nerven verloren hat, weil z.B. „information“ immer „infROmation“ ausgesprochen wurde – und einem nichts weiteres, wie man die Aussprache besser erklären könnte, eingefallen ist. Doch der Moment, in dem dann das Studykind freudig das richtige Wort ausgesprochen hat (oder einen Sachverhalt verstanden hat), ist am allerschönsten. In diesen Momenten ist alles vergessen und es bleiben das total süße Lachen und das gemeinsame Glücksgefühl in Erinnerung.

Andere Momente der Studytime, in denen man ein paar Kindern etwas über die Welt oder andere, über den Unterricht herausreichende Themen, erklärt hat, waren besonders: so schlug man mit ihnen einfach mal die Weltkarte auf, zeigte ihnen verschiedene Flüsse und Länder, wo genau Nepal und die verschiedensten Kontinente liegen und erklärte ihnen, wie ein Erdbeben entsteht. Und genau das waren die Momente, in denen man verstand, warum man als Volunteer hier war.

Sind Dir in Nepal Situationen oder Gepflogenheiten aufgefallen, die Du aus Deutschland so nicht kanntest?

Gerade was die Obhut der Kinder anbelangt, wachsen diese in Nepal ganz anders auf. Oft habe ich an die 100%ige Kontrolle in Deutschland gedacht und wie die Kids dort ständig überwacht und bemuttert werden. Zwar ist dies nicht zwangsläufig schlecht, doch sind mir in Situationen, in denen ich andere Kinder – mit Schlappen und keiner Jacke bekleidet fußballspielend – beobachtet habe, oft die größeren Freiheiten, die nepalesische Kinder bekommen, aufgefallen.

Was ist dir nach deiner Rückkehr besonders in Deutschland aufgefallen?

Wie jeder andere zurückkommende Volunteer kommen mir direkt Gedanken über Konsum und die vielen Auswahlmöglichkeiten, Spießigkeit und Aufregen über Kleinlichkeiten, ein leeres Straßenbild und die Zurückgezogenheit der Menschen. All diese Sachen erlebt man im kunterbunten, chaotischen Nepal – wo das Leben in den Straßen stattfindet – natürlich ganz anders.

 

Vor allem, dass mit der Rückkehr nach Deutschland viele Gegebenheiten kompliziert werden, finde ich persönlich etwas schade.

Gibt es Gegenstände oder Situationen hier in Deutschland, die du seit deinem Aufenthalt mit Nepal verbindest?

Immer, wenn etwas nicht klappen sollte oder man fast zu spät kommt, denke ich daran, wie es in Nepal auf irgendeine Weise doch gelingen würde - oder man bei Verspätung mit einem entschuldigenden „nepali time...?“ und Lächeln auf den Lippen nie auf Ärgernis gestoßen ist.

Auch, wenn ich wieder meine Aufzeichnungen und das kleine Büchlein, in das jedes Kind etwas gemalt hat, anschaue, denke ich an Nepal und jedes einzelne Kind und freue mich.

Was hast du vor deinem Aufenthalt mit Nepal assoziiert?

Bevor ich nach Nepal gereist bin, wusste ich noch nicht so recht, was ich mir unter diesem Land vorstellen soll – man hört vom Himalaya, diesen unfassbar hohen und unglaublichen Bergen… man hört von einigen Touristen, die sich wegen dieses Etwas‘ in Nepal verliebt haben und immer wieder kommen … und man lernt Menschen kennen, die nur so von Nepal schwärmen – obwohl Armut, viel Müll und Korruption eine große Rolle spielen. In dem Bild, was ich zuvor von Nepal hatte, kamen auf jeden Fall sehr viele Gebetsfahnen, Tempel und diese luftigen Klamotten mit vielen Musterungen vor. Die Vorurteile eben.

Was assoziierst du seit deinem Aufenthalt mit Nepal?

Wenn ich Nepal in drei Wörtern beschreiben müsste, würde ich mich für diese entscheiden: Inspiration, Heimat und Chaos. Mit Nepal assoziiere ich die Inspiration, die ich von den verschiedensten Menschen an den verschiedensten Orten erhalten habe. Inspiration in Bezug auf die Art zu leben, verschiedene Dinge zu hinterfragen und auch in Bezug auf den Umgang mit den verschiedensten Charakteren.

„Heimat“, weil ich weiß, Nepal bleibt in meinem Herzen – so kitschig das auch klingen mag. Mit seinen bunten Farben, herzenswarmen Menschen und Bräuchen. Und vor allem auch mit den Kiddies, die immer aufgedreht und aktiv sind.

 

Mit „Chaos“ meine ich sehr viele typisch nepalesische Dinge – die aber nicht zwingend negativ gemeint sind. Neben dem Verkehr an der Ringroad laufen viele Dinge sehr (schön) chaotisch ab. Und so mancher, vielleicht auch typisch deutsch durchgeplanter Samstag, hat in all seinem Chaos jedem Kind Spaß bereitet.

Hast du einen Nepal Geheimtipp, etwas das jeder einmal gesehen oder erlebt haben sollte?

Wer in Kathmandu unterwegs ist, sollte nach seinem Besuch im SelfHelpNepal-Haus [;-)] auf jeden Fall ins Naan-House gehen – man kann es auch auf TripAdvisor unter „Western Tandoori & Naan-House“ finden und ist meine absolute Lieblingsadresse für Naan; eine Art Fladenbrot. Man sitzt dort in einer typisch nepalesischen „Garage“ und kann live zuschauen, wie es in einem großen Ofen direkt am Eingang gemacht wird. „Palak Paneer“ schmeckt dazu am besten.

Zwar ist das Kloster Namobuddha nicht ganz unentdeckt, doch muss ich an dieser Stelle nochmal betonen: Eine Übernachtung im Hotel auf der Klosteranlage vor Ort ist ein Erlebnis! Es steht oben auf einem Bergkamm und das gemeinsame Abendessen mit den (Kinder-)Mönchen ist einmalig.

Eine kurze Anekdote zum Schluss…

Zwar kommen meine Eltern aus Deutschland, doch wurde ich aufgrund der dunklen Haare und der schnell gebräunten Haut oft gefragt, ob ich „nepali origin“ habe. Häufig kam es vor, dass mir Verkäufer zu den Sachen, die ich in der Hand hielt, etwas auf nepali erklärt haben … und ich dann aber erst sehr spät reagiert habe.

Die super freundliche und gutmütige Art, mit der die meisten auf diesen Irrtum reagiert haben, bleibt mir auf jeden Fall lange in Erinnerung.

Neben dem Teil hier im Blog gehört zu jedem #meroNepal Beitrag ein Post auf unserem Instagram Account @selfhelpnepal. Eine gar nicht so leichte Aufgabe nur drei Bilder herauszusuchen. Pia hat sich daher entschieden Ihnen die wichtigsten Kleinigkeiten die Nepal und das Haus der Hoffnung ausmachen zu zeigen.

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Kommentare: 1
  • #1

    Uli (Sonntag, 12 Mai 2019 08:40)

    Ein sehr authentischer Beitrag. Genau so kann man Nepal erleben.