„Am Ende des Tages wissen wir, wie der Plan war“.
Noch treffender konnte Ellen Dietrich mit Blick auf die sich entwickelnde Covid-19-Krise die nepalesische Art und Weise wohl nicht beschreiben, von der auch Ingrid in ihrem #meroNepal Interview erzählt hat. Sie hat sich nach ihrer Pensionierung entschieden, eine der ersten Senior Praktikantinnen bei uns im Haus der Hoffnung zu werden, welches sie bei unserer Rundreise 2014 kennengelernt hat.
Als ehemalige Lehrerin hält sie für uns nochmal einige gesammelten Eindrücke fest: von ihrer Verwunderung über so manche Gegebenheiten, (Toiletten-)Papier und vielem mehr...
Sie kennen unsere Reihe #meroNepal noch nicht? Dann lohnt sich vielleicht ein Blick in unseren Vorstellungsbeitrag in dem wir alle Fragen rund um die Reihe beantworten.
Stell dich mal vor...
Namaste, ich bin Ingrid Schneider-Winter und wohne im schönen Markgräflerland.
Wie lange bist du schon zurück? Hast du dich wieder eingelebt?
Seit drei Tagen bin ich physisch wieder in Deutschland, in Gedanken aber noch in Nepal. Vom 20. Februar bis 20. März 2020 war ich im Haus der Hoffnung als Senior Praktikantin. Aufgrund der Corona-Krise bin ich früher als geplant zurückgekommen. Der Abschied vom Haus der Hoffnung und den Menschen in Kathmandu ist mir extrem schwergefallen. Die Kommunikation über Handy macht es aber leichter, mit dem Team von SHN in Verbindung zu bleiben und zu erfahren, wie alles läuft. Im Gegensatz zu 2014 gibt es immer Strom und damit Internet.
Warst du davor schon mal in Nepal?
Nepal und das Projekt „Haus der Hoffnung“/ Self Help Nepal habe ich 2014 bei einer wundervollen und absolut empfehlenswerten Rundreise mit der Vereinsgründerin Ellen Dietrich kennen gelernt.
Warum hast Du Dich für Deinen Aufenthalt im Haus und in Nepal entschieden?
Die fröhlichen und aktiven Kinder, die mein Mann und ich 2014 im Haus der Hoffnung erleben konnten haben bei mir den Wunsch geweckt, nach meiner Pensionierung mitzuhelfen. Außerdem wollten wir unsere Patenkinder Apsara, Asmita und Ajit besuchen.
Die liebenswerten Menschen in den Häusern haben mich zutiefst beeindruckt. Die Aufgaben vor Ort sind vielfältig und jeder kann sich auf seine Weise einbringen. Die Häuser sind hervorragend geführt und das SHN Nepal Team ist großartig.
An welche Momente während deiner Zeit in Nepal erinnerst Du dich am liebsten zurück?
Da gibt es viele Momente: das freundliche Namaste der Ladenbesitzer am Morgen auf dem Weg zum Girls‘ House, die Hot Lemon, die uns Nirmala täglich serviert hat, die study time (meist mit Ranjit, aber auch mit anderen Kindern), der Unterricht mit den super motivierten Erwachsenen, mein Geburtstag in dieser großen Gemeinschaft.
Was hast du den Kindern beigebracht?
Als ehemalige Lehrerin für Englisch und Biologie habe ich hauptsächlich bei diesen Fächern geholfen. Die nepalesischen Rechenwege bei Multiplikation und Division musste ich erst einmal selbst lernen. Immer wieder gab es Verwunderung bei den Kindern, wenn ich eine Frage auch nur minimal anders gestellt habe als sie in Buch oder Heft stand. Gut kommt im nepalesischen Schulsystem klar, wer alles auswendig lernen und das dann auf die entsprechende Frage Mantra-mäßig ausspucken kann.
Die zweite Senior Praktikantin Susanne und ich haben mit den Kindern auch Bücher angeschaut, gelesen, gemalt und ihnen Stricken und Häkeln beigebracht. Bei allem waren die Kinder mit Eifer und Beharrlichkeit bei der Sache.
Gibt es etwas was du von den Kindern gelernt hast?
Sich über den Moment freuen, kleine oder größere Enttäuschungen schnell wegstecken, dass menschliche Nähe und Gemeinschaft einfach gut tun!
Was nimmst du aus deiner Zeit in Nepal mit? /Was hast du gelernt?
Wie teuer und wertvoll Papier ist und wie unbedacht wir in Deutschland teilweise damit umgehen. Als Orientierung: eine Zehnerpackung Toilettenpapier kostet umgerechnet
etwa 8 €. Trinkwasser wird in Kathmandu täglich in großen wiederverwendbaren Kanistern angeliefert. Der Umgang mit wertvollen Ressourcen wie Wasser und Papier sollte bei uns dringend geändert werden. Für die Toilettenspülung brauchen wir kein Trinkwasser....
Wie die Nepalesen angesichts von plötzlichen Veränderungen oder besonderen Situationen wie der Unsicherheiten rund um die Corona-Pandemie reagiert haben: wir planen, wir halten zusammen, wir werden es schaffen.
Gibt es etwas, was du bei einem nächsten Nepalbesuch unbedingt noch nachholen willst?
Den TOEFL Test oder Entsprechendes mit Krishna und Anish vorbereiten und ein Konzept Englischunterricht für die Didis so gestalten, dass es dauerhaft weitergeführt werden kann.
Hast du in Nepal etwas kennengelernt, was wir auch in Deutschland übernehmen sollten?
Mehr Gelassenheit, Zufriedenheit und Fröhlichkeit!
Ingrid hat noch drei Bilder aus ihrer Zeit in Nepal herausgesucht, Sie finden diese mit den zugehörigen Geschichten auf unserem Instagram Account @selfhelpnepal.
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