· 

Franka Hellstern #meroNepal

Wie beschreibt man ein Land das eigentlich unbeschreiblich ist? Vielleicht indem man immer wieder verschiedene Positionen und Blickwinkel einnimmt, die sich stückchenweise zu einem großen Gesamtbild zusammensetzen. Zumindest ist das der Versuch den wir mit unserer #meroNepal Reihe unternehmen.

Sie kennen unsere Reihe #meroNepal noch nicht? Dann lohnt sich vielleicht ein Blick in unseren Vorstellungsbeitrag in dem wir alle Fragen rund um die Reihe beantworten.

Linda Zaiser #meroNepal

Stell dich mal vor...

Ich bin Franka und ich war von September 2024 bis Februar 2025 in Nepal. Ich habe während meinem Abitur 2024 die Entscheidung getroffen, erstmal eine Weile ins Ausland zu gehen, hatte aber gar keine konkreten Vorstellungen. Vom Haus der Hoffnung habe ich durch eine Freundin erfahren und mich dann genauer informiert. Ich hatte gleich ein gutes Bauchgefühl und bei allen Organisationen, die ich mir sonst noch angeschaut habe, wusste ich schon, dass es eh Nepal wird :)

Wie lange bist du schon zurück? Hast du dich wieder eingelebt?

Ich bin seit circa 2 Monaten wieder zurück, aber denke noch sehr oft mit Freude an die Zeit zurück. Der Abschied war sehr schwer für mich, da mir die Kinder und Jugendlichen wirklich stark ans Herz gewachsen sind. Ich habe mich wieder in Deutschland eingelebt, aber sehe viele Dinge in Deutschland jetzt anders und merke, dass ich mich verändert habe und dadurch viele Dinge und Menschen, die für mich vor Nepal wichtig waren, nicht mehr so ganz zu mir passen.

Warst du davor schon mal in Nepal? 

Nein, es war das erste Mal für mich. Ehrlich gesagt war es auch nicht konkret geplant, dass ich unbedingt mal nach Nepal möchte und es war eher der Zufall, der mich über die Organisation dorthin gebracht hat. Aber dafür bin ich sehr dankbar, denn das Land ist mir genauso wie die Menschen dort sehr ans Herz gewachsen. 

An welche Momente während deiner Zeit in Nepal erinnerst Du dich am liebsten zurück?

Die Tihar-Zeit war für mich besonders toll. Alles war sehr bunt und fröhlich und alle hatten gute Laune. Mit intensivem Tanztraining durften auch wir Volunteers einen Tanz beim großen Programm aufführen. Auch wenn die Tanzstunden mit dem Tanzlehrer des Boys House sehr anstrengend waren und mich oft haben verzweifeln lassen, bin ich am Ende froh, es gemacht zu haben. Das Gefühl mit traditioneller nepalesischer Kleidung und Musik zu tanzen, war auf jeden Fall einmalig! Außerdem

spiegelt dieses Erlebnis für mich wieder, wie gastfreundlich es in Nepal ist und wie gerne die Kinder und Jugendlichen und auch das Personal uns Volunteers ihre Kultur und Bräuche näher gebracht haben. An diesen Tihar-Feiertagen sind wir auch bis spätabends mit den Kindern und Jugendlichen um die Häuser gezogen, wobei wir an der Tradition „Deusi-Bhailo“ teilhaben durften. Die Kinder haben gesungen und getanzt und dafür von den Hausbesitzern Süßigkeiten, Obst und Geld bekommen. Auch wir wurden oft überredet mitzutanzen. Das hat immer Spaß gemacht, war aber auch unangenehm, da die meisten Nepalesen wirklich sehr gut tanzen und ich das von mir zum Beispiel nicht behaupten kann… Jedenfalls war die ausgelassene und fröhliche Stimmung mein Grund, warum Tihar mein Highlight der Nepal-Zeit war.

Tihar
Tihar

Gibt es etwas was du von den Kindern gelernt hast?

Die Kinder haben mir gezeigt, dass man auch immer gut gelaunt und glücklich sein kann, wenn man nicht viel hat. Ich habe wirklich selten gesehen, dass ein Kind dort (abgesehen von Streitsituationen mit anderen Kindern) schlecht gelaunt war. Auch der Zusammenhalt der Kinder (gerade von den schon etwas älteren) hat mich sehr beeindruckt. Ich finde, dass man von den Kindern lernen konnte, die Dinge positiver zu sehen und dass Glück nicht vom Besitz oder Erfolg allein kommt.

Was vermisst du (neben den Kindern) am meisten?

Ich vermisse tatsächlich das Essen auch sehr. Am Anfang war das Dal Bhat mir meistens zu scharf und ich dachte auch, es würde mir schnell zu eintönig werden. Aber dann war es durch variierende Gemüsesorten, einmal pro Woche Fleisch dazu und auch mal „Rajma“(ein Bohnengericht) doch ganz abwechslungsreich. Und wenn man doch mal Lust auf etwas anderes hatte, konnte man sehr günstig in der Nähe des Volunteer-Apartment, z.B. in das „Cups Caffe“ gehen. Dort gab es Pommes,

Nudelsuppe und vieles mehr.

Was war die größte Herausforderung für dich?

Das war am Anfang auf jeden Fall die hygienische Umstellung, bzw. der Verzicht auf so manchen Komfort, den wir in Deutschland gewohnt sind. Am Anfang habe ich sehr viel an die Läuse der Kinder gedacht und Angst gehabt, auch welche zu bekommen. Aber ich kann sagen, nach ein paar Wochen rutschen solche Gedanken in den Hinterkopf und man genießt einfach die Zeit mit den Kindern. Leider war ich in meinen letzten 2 Monaten sehr viel krank. Da war es schon manchmal ärgerlich,

wenn das warme Wasser nicht funktioniert hat… Aber abgesehen davon habe ich mich nach 2- 3 Wochen super eingelebt und wollte zeitweise gar nicht mehr nach Hause.

Wie würdest du Nepal beschreiben?

In Nepal sind die Lebensumstände hart, aber die Menschen wirken meistens zufriedener und glücklicher, als die Menschen in Deutschland. Die Atmosphäre würde ich als bunt, entspannt und aufgeweckt beschreiben.

Gibt es Gegenstände oder Situationen hier in Deutschland, die du seit deinem Aufenthalt mit Nepal verbindest?

Wenn ich bestimmte Lieder höre, wie z.B. „APT“ oder „Waka Waka“, zu denen die Kinder gerne getanzt haben, habe ich das immer vor mir. Es hat mir auch sehr gut gefallen, dass die Kinder jeden Tag getanzt haben und man gesehen hat, wie viel Spaß ihnen das bereitet. Sie konnten es, wie bereits erwähnt, auch wirklich gut! Wenn ich einen Wasserkocher benutze, denke ich immer an den Wärmflaschen-Stau bei uns im Appartment. Denn im Winter ist keiner ohne Wärmflasche ins Bett gegangen. Damals fand ich das manchmal nervig, jetzt muss ich lachen, wenn ich daran denke.

War es die richtige Entscheidung ins Haus der Hoffnung zu gehen?

Auf jeden Fall! Man nimmt so viel mit aus dieser Zeit, sieht mal etwas ganz anderes und lernt wirklich tolle Menschen kennen. Mit den Kindern habe ich schnell eine enge Bindung aufgebaut und es war alles sehr schnell vertraut. Ich habe mich schnell wie zu Hause gefühlt. Außerdem lernt man mit anderen Leuten zusammen zu wohnen und Kompromisse einzugehen. Bei ein paar negativen Aspekten (krank sein, oft kaltes Wasser, Hygiene), überwiegen für mich auf jeden Fall die positiven (sehr viel Liebe von den Kindern, sehr viele lustige Momente mit den Kindern und den anderen Volunteers, Tanzen am Lagerfeuer…).

Auf was hast du dich jeden Tag am meisten gefreut?/Was war(en) dein(e) tägliches/täglichen Highlight(s)?

Ich habe mich tatsächlich einfach am meisten jeden Tag darauf gefreut, wie der Umgang mit den Kindern immer gewohnter wurde und sich immer vertrauter angefühlt hat. Die Kinder zur Schule bringen und das „Gute Nacht“ sagen hat immer schöne und rührende Momente mit sich gebracht. Es war auch immer sehr schön, wenn einen das erste Mal ein Kind umarmt hat, was es davor noch nie gemacht hat. Und das „I love you, auntie“ und „Tomorrow you come back fast, ok?“ werde ich nicht

vergessen.

Eine kurze Geschichte/Anekdote zum Schluss…

Als ich an meinem ersten Tag mit den Kindern zur Schule gelaufen bin, wurde mir direkt ein Junge an die Hand gedrückt. Bevor er nach meinem Namen gefragt hat, hat er gefragt: „ Auntie, Ronaldo or Messi ?“. Ronaldo und Messi waren generell sehr beliebt bei den Kindern im Kinderheim. Ein Jungehat mich auch einmal gefragt, ob ich Ronaldo Fan bin und ich habe mit „Nein“ geantwortet. Daraufhin meinte er „But, when you don`t like Ronaldo, you don`t like me“.

Drei weitere kleine Eindrücke aus Frankas Zeit in Nepal finden Sie auf unserem Instagram Account @selfhelpnepal, wo Sie diese ausgewählten Ereignisse bildhaft erleben können.   

Kommentar schreiben

Kommentare: 0